Argentinien 2009

Meine erste Reise nach Argentinien


¡ Que lindo ! - 9 de noviembre en 2009

Eigentlich wollte ich laufend über meine Reise vom 25. Oktober bis 25. November 2009 nach Argentinien auf unserer Homepage berichten. Ich komme erst heute anfangs November und hier im schönen Salta dazu, etwas ins Netz zu stellen. Meine lieben Verwandten in Argentinien - ich lerne fast täglich neue kennen - geben sich jede erdenkliche Mühe mich zu verwöhnen und mir ihr wunderbares Land näher zu bringen, was ihnen auch bestens gelingt. Die vergangenen zwei Wochen durfte ich bei Verwandten in Quilmes (Buenos Aires), Rosario (Provinz Santa Fe), Santa Fe Capital, Colonia Belgrano (Provinz Santa Fe), José de la Quintana und Villa Carlos Paz (beide Provinz Cordoba) verbringen. Das Geschlecht der Klenzi in der Schweiz ist kurz vor dem Aussterben. Die ältesten Dokumente zu den Klenzi aus Selzach SO, welche ich im Staatsarchiv in Solothurn fand, stammen aus dem Jahr 1450. Im Jahre 1873, wanderte die Familie Urs Joseph und Elisabetha Klenzi-Gunzinger (ex Selzach, wie es in den Dokumenten im Staatsarchiv Solothurnzu lesen ist) mit ihren 4 Kindern Joseph, Urs, Anna Maria und Fritz nach Argentinien aus, nach San Carlos in der Provinz Santa Fe, etwa 400 km nördlich von BsAs. Zwei Kinder mussten sie in Flumenthal lassen, sie starben kurz nach ihrer Geburt. Der Auswanderer Urs Joseph war vorher Lehenherr und Wirt der Pinte "zum Wilden Mann" in Flumenthal. Viele Schweizer verliessen um die Mitte des 19. Jahrhunderts die Schweiz. Die Zeiten waren damals hart, die Schweiz politisch im Umbruch, Missernten plagten die Bevölkerung, und viele Gemeinden unterstützten mit Reisebeiträgen die Auswanderungswilligen. Argentinien war eines der bevorzugten Einwanderungsländer. Hier leben Nachkommen von Spaniern, Italienern, Deutschen, ... und eben Schweizern - ein buntes Völkergemisch. Und das Herausragendste, die Herzlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft, die einem entgegengebracht werden, da haben wir Schweizer noch einiges aufzuholen.

Buenos Aires

So durfte ich die ersten Tage bei Verwandten in Quilmes (Buenos Aires) herrliche Gastfreundschaft geniessen. Jorge, der Hausherr, zeigte mir natürlich einige typische Oertlichkeiten seiner Hauptstadt wie La Boca und San Telmo; dann El Tigre, das Gebiet, in welchem der Rio Parana und der Rio Uruguay ein riesiges Kanalsystem und Delta bilden. Das gemeinsame Mündungsgebiet des Rio Parana und Rio Uruguay nach dem Delta El Tigre ist 30 bis 40 km breit. Schnellboote brauchen für die Ueberquerung des Rio de la Plata von Buenos Aires nach Colonia del Sacramento (Uruguay) etwa 1 Stunde. Jorges Frau, Nélida, konnte leider nicht mitkommen, sie musste arbeiten. Die Mutter Nélidas hiess Frida Klenzi, verstarb leider 1973 - allerdings leben noch zwei Tanten von Nélida: Valdivia Klenzi (*1923 - 87 Jahre) und Chela Klenzi (*1914 - 96 Jahre), die ich später kennen lernen durfte. In Argentinien kennt man keine Grosscousins, alle sind einfach Cousins oder eben <primos> wie man hier sagt, auch wenn der Verwandtschaftsbeziehung bereits recht fern ist. Da ich eine Generation älter bin als Nélida, Marta, Ivon, Nestor, Nelson,... bin ich einfach ihr Onkel oder ihr <tio> Urs. Unsere gemeinsamen Ahnen sind ein Josephus Kläntzi und eine Anna Maria Wagner, welche am 10. April 1704 in Selzach heirateten und zwei Söhne hatten:

Ursus Kläntzi: *28.8.1704 +26.4.1789 - Stammvater der Argentinien-Linie

Josephus Kläntzi: * 6.1.1708 +? - Stammvater meiner Linie

Rosario

Darauf ging es mit einem Ueberlandbus <colectivo> nach Rosario, etwa 300 Kilmeter nördlich von BsAs. Wieder durfte ich mich bei Verwandten einquartieren, bei Francisco und Myriam. Rosario liegt etwa 400 km nördlich von BsAs am Rio Parana. Mindestens bis hierher können alle Schiffe zirkulieren. Der Rio Parana hat bei Rosario eine Breite von etwas über einem Kilometer und seine Farbe ist braun von den vielen Sedimenten, welche er aus Brasilien mitbringt. Rosario mit etwas über 1 Mio Einwohnern ist die Geburtstsadt der Argentinischen Flagge wie auch von Che Guevara und Semino Rossi.

Rejunte

Am Samstag, 31. Oktober 2009 fand eine in unregelmässigen Abständen statt findende Zusammenkunft vieler Klenzi in Argentinien statt. Diesmal in Colonia Belgrano, in der Provinz Santa Fe. In der Nähe, genau in San Carlos Sur, liess sich 1873 der Einwanderer Urs José Klenzi mit seiner Frau Elisabeth Gunzinger und seinen vier Kindern nieder. Der jüngste seiner Söhne, José Frederico, zog von San Carlos nach Colonia Belgrano, und seine Nachkommen treffen sich hier eben fast jedes Jahr. 2009 durfte ich dabei sein. Alle wollten den Schweizer sehen, der auch wie die meisten Anwesenden Klenzi heisst. So erschienen viel mehr als üblich, über 60 Personen im Alter von 3 Monaten bis 86 Jahren. Es gab, wie üblich in Argentinien bei Familienfesten, eine Riesengrillparty <asado>. Einige der Anwesenden heissen unterdessen nicht mehr Klenzi, die Kinder erhalten in Argentinien den Geschlechtsnamen <apellido> des Vaters, die Ehefrau behält bei einer Heirat ihren ursprünglichen Geschlechtsnamen, Kinder tragen häufig mehrere Geschlechtsnamen, z.B. Juan Perez Andreotti Klenzi.

Santa Fe

Es wurde schon fast zur Gewohnheit. Auch die ganze folgende zweite Woche lebte ich bei lieben Verwandten: Ivon, Marta und Carlos.

Am Tag nach der Zusammenkunft <rejunte> fuhren wir nach Santa Fe, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Provinz ist insgesamt grösser als die ganze Schweiz und die Hauptstadt zählt etwa eine Million Einwohner.

Das Wetter war ausgesprochen heiss und feucht, kein Wunder, fliesst doch durch Santa Fe der Fluss Rio Parana. Es ist kein Fluss wie wir uns einen in der Schweiz vorstellen, er hat hier eine Breite von einigen Kilometern und lässt bei der herrschenden Hitze eine riesige Menge Wasser verdunsten.

Córdoba und Umgebung - ¡ Si Señor !

Ivone, Marta, el chófer Carlos y yo vamos a Córdoba.

Meine Gastgeber der Woche 2 meines Argentinienaufenthaltes und ich sind unterwegs von Santa Fe nach Córdoba, wo mich weitere Verwandte erwarten: Ernestino (80-jährig, sieht aber aus wie 60 und fühlt sich wie 40), seine Kinder mit Familien und seine Ex-Frau. Zuerst schauen wir uns aber in der Umgebung etwas um und machen einen Besuch bei Lilian (-Klenzi) in einem kleinen, absolut abgelegenen Dorf nahe bei Alta Gracia, etwa 15 km südlich von Cordoba. Das Dorf und seine Infrastruktur kommen mir vor wie Selzach in den 50-er Jahren.

In Córdoba und Umgebung herrscht im Moment Wassermangel, es regnete seit Monaten nicht mehr, die Flüsse sind ausgetrocknet. Kurz vor Córdoba sehe ich endlich Berge, die Sierra de Cordoba. Es muss ein Schock gewesen sein für die Auswwanderer aus der Schweiz, in der endlosen Ebene um Santa Fe zu leben. So weit das Auge reicht (nach Süden Richtung Buenos Aires sind es mehr als 1000 km) - kein Berg, nicht einmal ein Hügel.

Wie in den anderen Städten Argentiniens, sind auch in Córdoba eigentlich ähnliche Verkehrsregeln wie in Europa gültig, sie werden hingegen anders interpretiert. Priorität hat immer der Autofahrer, der Fussgänger sind in der Hierarchie ganz unten. Einigermassen sicher bewegt man sich auf den Trottoirs. Die Fussgängerstreifen sind meiner Meinung nach nur dazu da, den Umsatz der einheimischen Farbindustrie zu fördern. Fussgänger sind für die Automobilisten nicht gerade Freiwild, aber ein ärgerliches Hindernis, und haben zu warten bis sich eine nicht lebensbedrohliche Lücke zum Ueberqueren der Strasse öffnet. Ein Stopzeichen, das hier <pare> heisst, ist nichts Anderes als eine unverbindliche Mitteilung, in die Kreuzung mit vielleicht etwas verminderter Geschwindigkeit einzufahren.

Cordoba, gegründet 1573, streitet sich mit Rosario um den Titel der zweitgrössten Stadt Argentiniens. Hier steht die älteste Universität Argentiniens, durch die Jesuiten im Jahre 1614 erstellt.

Salta - la linda 
Nun bin ich nach einem etwa einstündigen Flug von Cordoba aus in Salta angekommen und zum ersten Mal in Argentinien auf mich alleine angewiesen. Es geht ganz gut, meine Spanischkenntnise genügen, die Reiseleiter verstehe ich - <mas o menos>.

Wenn man vom Flugplatz in die Stadt einfährt, hat man das Gefühl, die Grösse entspreche etwa der von Biel. Weit gefehlt, Salta hat etwa gleich viele Einwohner wie Zürich, liegt auf 1000 Meter über Meer und zeigt nur wenige hohe Gebäude. Wie die meisten argentinischen Ortschaften ist auch Salta schachbrettartig aufgebaut, d.h. die Strassen verlaufen rechtwinklig, in einem Abstand von etwa 100 m. Diesen Abstand nennen die Argentinier eine <cuadra>. Innerhalb einer cuadra sind die Hauseingänge von 0 bis 100, in der nächsten von 100 bis 200, ... , nummeriert. Es hat natürlich nie 100 Hauseingänge auf bloss 100 m. Die Nummerierung ist für mich nicht durchschaubar, sie springt von 607 zu 641, dann zu 647, ... [Unterdessen habe ich herausgefunden, wie die Nummerierung funktioniert: Das Haus mit der Nummer 647 ist in der sechsten cuadra 47 Meter vom Anfang der cuadra entfernt - eigentlich genial.] Wenn man um 4 cuadras herumläuft, kommt natürlich wieder an den Ausgangspunkt. Die von vier cuadras "eingezäunte" Fläche nennt man eine <manzana>, was eigentlich Apfel bedeutet, den Zusammenhang sehe ich allerdings nicht, es muss auch keinen haben, wir kennen solche Doppeldeutungen im Deutschen auch, etwa Bank. Salta hat einen Hausberg, den Cerro Bernardo. 1026 Stufen führen hinauf, ich nahm die Drahtseilbahn, ein mal war es sehr heiss zu meiner Entschuldigung, zum anderen ist die Herstellerfirma der Bahn Garaventa aus Schwyz, was vertrauensvoll ist. Eine Fahrt hinauf lohnt sich, der Ausblick ist fantastisch.

Eine erste Exkursion von Salta aus führte mich nach Purmamarca und Humahuaca. Es ging mit einem Kleinbus teils auf der Strasse Nummer 9 (Rosario - Cordoba - Bolivien) etwa 200 km nordwärts Richtung Bolivien.

Purmamarca ist recht touristisch, doch sehr reizvoll. Rund um den Dorfplatz verkaufen Indianer grösstenteils selbst hergestellte Souvenirs: Schnitzerein, gestrickte und gewobene Artikel wie Mützen, Handschuhe, Decken,.. alles sehr farbenprächtig.

Die Häuser des Dorfs selber sind meist in der klimaausgleichenden Adobetechnik gebaut (Lehm). Die Farbenwelt ist überwältigend: Der blaue Himmel, das Grün der Bäume, die dezenten Farben der Häuser und die abwechslungsreiche Farbkulisse der Berge. Ueber die Stadt ragt der "Cierro de los Siete Colores", der Berg des sieben Farben. Das Farbenspiel der Felsen ist wirklich überwältigend.

Google-Earth-Koordinaten für <Purmamarca>: purmamarca, argentinien

Humahuaca liegt auf 3000 müM, dennoch erschlägt einem die Hitze fast. Wir sind ja auch knapp nördlich des südlichen Wendekreises. Der Bahnhof wird als Lagerhalle fremdgenutzt, die Bahnlinie steht schon länger still. Unter dem Präsidenten Menem wurden die meisten Bahnanlagen verkauft und werden seither nicht mehr unterhalten, obwohl Argentinien mit seinen riesigen Distanzen und grossen, teils über 1'000 km langen topfebenen Gebieten für die Eisenbahn geradezu prädestiniert wäre. Personentranporte werden durch ein dichtgespanntes Busnetz garantiert.

Google-Earth-Koordinaten für <Humahuaca>: humahuaca, argentinien

Salinas Grandes. Am nächsten Tag gings nach Westen, in die Anden, fast 600 km an einem Tag, auf über 4300 müM und über lange Strecken auf Schotterpisten zu den Grossen Salzsalinen. Während der Anfahrt mit dem 5-Plätzer-Auto hielten wir vor einem Kiosk, um uns mit Getränken einzudecken. Die Verkäuferin fragte mich, ob ich Coca wünsche. Ich verneinte und verlangte Mineralwasser. Die anderen Mitreisenden kauften alle Coca, nur war es nicht das, was ich mir unter Coca vorstelle, es war ein Säckchen mit richtigen Cocablättern, die jedermann auf dieser Höhe kaut - schmeckt nicht überragend, aber tut gut, dämpft das Höhenkopfweh und lähmt dabei fast die Zunge. Ich erhielt dann einige Portionen von einen Mitreisenden und nahm das erste Mal in meinem Leben Drogen. Habs überlebt. Das Mineralwasser hatte auch seine Tücken: Als ich die Flasche auf 4000 m wieder mal aufdrehte, wurde ich durch den Ueberdruck geduscht. Dafür war die Flasche bei der Rückkehr arg zusammen gedrückt durch wieder normalen Aussendruck - Physikunterricht pur.

Die Landschaften sind gewaltig, die farbigen Felsen, die Strassen, die ins Nichts zu führen scheinen. Dann erscheint eine abgelegene Siedlung oder ein Dorf. Eine Autostunde vom nächsten entfernt. Wie gehen die Kinder hier zur Schule? Wie kommen die Leute zu frischem Brot oder zu Medikamenten oder ärztlicher Betreuung? Salzseen, halb so gross wie unser Mittelland, die aussehen wie gefrorene Seen, mit Autos befahrbar. Dazu ein stahlblauer Himmel und eine gleissende Sonne. Die Salzarbeiter sehen aus wie Banditen in ihren gestrickten Gesichtsmasken.

Google-Earth-Koordinaten für <Salinas Grandes>: salinas grandes, jujuy, argentinien

Cachi. Mit einer dritten Exkursion von Salta kam ich in den <Parque Nacional de los Cardones>, einen Nationalpark mit riesigen Kakteen und nach Cachi, einem Städtchen am nördlichen Ende des Tales von Calchaquíes. Der <Der Nevado de Cachi> mit 6720 müM ist hier zum Greifen nahe. Das Mittagessen war im Exkursionspreis inbegriffen und wurde am Strassenrand unter einer Art Pergola serviert. Der Fahrer sagte, es gäbe nur ein Menü, <asado de cabra>. Das hiesss für mich etwas vom Grill, den Begriff <cabra> hatte ich schon gehört, kannte die Uebersetzung aber nicht mehr. Es war absolut fein. <cabra> heisst Ziege, was ich selber nie bestellt hätte, Ziegengeruch passt mir gar nicht. Hier merkte ich aber überhaupt nichts davon. Gegerillt wurde draussen direkt neben den Esstischen, man konnte zuschauen und den Wein geniessen. Die Abfallknochen wurden von den streunenden Hunden gleich entsorgt.

Google-Earth-Koordinaten für <Cachi>: cachi, salta, argentinien

Iguazu - las cataratas

Von Salta aus flog ich mit der Andes-Airline nach Iguazu (Provinz Misiones) in der nordwestlichen Ecke Argentiniens. Die Provinz Misiones liegt zwischen Paraguay und Brasilien und war mal ganz mit tropischem Regenwald bedeckt. Wie in Brasilien zeigen sich auch hier breite Rodungsgebiete. Dort wo die Bodenerde sichtbar wird, sieht man die Roterde. Der Staub dieser Roterde verfolgt einem überall. Auch die hier eigentlich schwarz geteerten Strassen sind vom Staub rot. Die Hausplätze sind vorwiegend mit rötlichen Plättlis belegt, dann fällt der Staub nicht so auf - nehme ich mal an. Es regnet aber in diesem tropischen Gebiet häufig, wenn auch nicht täglich, dann aber heftig. Und der Staub wird gratis weggeschwemmt, ist aber nach kurzer Zeit wieder präsent, auch gratis.

Die Wasserfälle von Iguazu <cataratas> zu beschreiben ist kaum möglich - phänomenal!

Google-Earth-Koordinaten für <Iguazu>: 25 41 45 S 54 26 15 W

Posadas - ruinas de las reducciones jesuiticas de Santa Ana y San Ignacio

Google-Earth-Koordinaten für <Santa Ana>: 27 23 18 S 55 34 50 W

Google-Earth-Koordinaten für <San Ignacio>: 27 15 19 S 55 31 54 W


24 de noviembre en 2009 - Adios Argentina - hasta la proxima!
Jede Reise hat ein Ende - hasta la proxima!